Zu Beginn war Ihre Kunst vermutlich nur ein Hobby. Manchmal bleibt das so. Viele Künstler träumen jedoch davon, die Kunst eines Tages professionell ausüben zu können, vielleicht sogar hauptberuflich.
Irgendwann kommt also der Zeitpunkt, an dem Sie sich fragen müssen, ob Sie sich als Künstler selbständig machen wollen und welche Möglichkeiten es dafür gibt. Ein Überblick.
Leben von der Kunst: Ist das realistisch?
Mit kreativen Berufen verdient man kein Geld. Davon sind viele Menschen überzeugt und auch Sie hören diesen Spruch vermutlich immer wieder, wenn Sie von Ihrem Traum erzählen, von der Kunst zu leben. Doch es handelt sich um einen Irrtum, denn es gibt eine ganze Reihe an kreativen Berufen, die gefragt und gut bezahlt sind.
Das gilt nicht nur in einem Anstellungsverhältnis, sondern auch für Selbständige in der jeweiligen Branche. Dann ergeben sich sogar noch größere Verdienstchancen, wenn Sie erfolgreich sind. Theoretisch können Sie also von vielen verschiedenen Arten der Kunst leben: Die Fotografie, die Malerei, die Schriftstellerei oder das Modedesign sind dafür nur einige von vielen Beispielen.
In der Praxis kommt es jedoch darauf an, die Herausforderungen der Selbständigkeit zu meistern und natürlich muss die Qualität Ihrer künstlerischen Werke überzeugen. Dann lässt sich die Frage mit einem „Ja“ beantworten: es ist realistisch, von der Kunst zu leben.
Selbständig ist nicht gleich selbständig
Sobald Sie also ein bisschen Erfahrung gesammelt haben, mit der Qualität Ihrer Kunst zufrieden sind und sich zutrauen, damit auch Kunden zu überzeugen, lohnt sich der Gedanke an die Selbständigkeit. Das gilt spätestens, wenn Sie erste Einnahmen mit der Kunst generieren (wollen), denn dann müssen Sie diese offiziell anmelden und versteuern.
Spätestens jetzt führt also kein Weg mehr an dem Sprung in die Selbständigkeit vorbei. Allerdings kommen hierbei verschiedene Modelle infrage. Sie können neben- oder hauptberuflich gründen. In einigen Fällen haben Sie die Wahl zwischen einem Gewerbe und der Freiberuflichkeit. Hinzu kommt die Auswahl aus verschiedenen Rechtsformen.
Alle Modelle bringen wiederum steuerliche und rechtliche Besonderheiten mit sich. Um die richtige Wahl zu treffen – zumindest für den Einstieg – sollten Sie daher folgende Fragen beantworten:
Möchten Sie haupt- oder nebenberuflich gründen?
Die Selbständigkeit ist ein Schritt, der vielen Menschen Angst macht. Schließlich entfällt das sichere Einkommen aus einem Angestelltenverhältnis und stattdessen gilt es, eigene Kunden zu gewinnen und alle Geschäftsbereiche selbst in die Hand zu nehmen. Vor allem, wenn Sie finanzielle Verpflichtungen haben wie offene Kredite oder die Versorgung einer Familie, möchten Sie ein solches Risiko nicht eingehen.
Dann ist es sinnvoll, erst einmal nebenberuflich zu gründen. So haben Sie ein sicheres Grundeinkommen aus der Festanstellung und können sich nebenbei die künstlerische Selbständigkeit aufbauen. Falls diese eines Tages ein planbares und ausreichend hohes Einkommen abwirft, können Sie aus der nebenberuflichen eine hauptberufliche Selbständigkeit machen.
Die nebenberufliche Selbständigkeit als Künstler bringt also viele Vorteile mit sich, vor allem bei den Finanzen sowie Versicherungen. Sie bedeutet allerdings, zwei Jobs gleichzeitig stemmen zu müssen und sich nicht vollständig auf Ihre Kunst konzentrieren zu können.
Es ist deshalb wichtig, die Vor- und Nachteile gegeneinander abzuwägen und jenes Modell zu finden, das optimal zu Ihrer Lebenssituation und Ihren persönlichen Bedürfnissen passt.
Möchten Sie alleine oder mit Geschäftspartnern tätig sein?
Eine weitere Möglichkeit, um sich zeitlich oder finanziell zu entlasten, ist die Kooperation mit einem Geschäftspartner. Obwohl viele Künstler alleine gründen und als Einzelunternehmer tätig sind, ist dies also kein Muss. Sie können beispielsweise gemeinsam mit einem anderen Fotografen ein Studio anmieten oder Sie übernehmen die künstlerische Arbeit, während der Geschäftspartner für organisatorische Fragen zuständig ist.
Sie können eine solche Zusammenarbeit also frei gestalten und somit ein Modell finden, das optimal zu Ihnen passt. Das gilt dann auch bei der Rechtsform, denn für eine gemeinsame Gründung kommen andere Varianten infrage als alleine.
Möchten Sie ein Gewerbe anmelden?
Wenn Sie sich dafür entscheiden, alleine zu gründen, stellt sich bei einer künstlerischen Tätigkeit die Frage, ob Sie ein Gewerbe brauchen. Denn die meisten Künstler können sich auch als Freiberufler anmelden. Zu den freien Berufen gehören zum Beispiel Maler, Schriftsteller oder Musiker, aber auch viele Berufe, die mit einer Kunst in Zusammenhang stehen. Dazu zählen Tanzlehrer oder Dolmetscher und viele mehr.
Es lohnt sich also, im Einzelfall prüfen zu lassen, ob die Freiberuflichkeit infrage kommt. Denn sie bringt gegenüber dem Gewerbe einige Vorteile mit sich – allerdings müssen Sie trotzdem ein Gewerbe anmelden, sobald Sie Produkte oder Dienstleistungen anbieten, die nicht in den freiberuflichen Bereich fallen. Bei Mischformen kann die Gewerbeanmeldung daher von Vornherein die einfachere Variante sein.
Möchten Sie als Kleinunternehmer beginnen?
Zu Beginn der Selbständigkeit sind die Einnahmen oft noch überschaubar. Daher kann es sich lohnen, als Kleinunternehmer zu beginnen, um den steuerlichen Aufwand zu reduzieren. Das bedeutet: Sie müssen keine Gewerbesteuer bezahlen, keine Umsatzsteuer ausweisen und keine Bilanz sowie Inventur zum Jahresende vornehmen – je nach Rechtsform sind diese Punkte für Sie mehr oder weniger relevant.
Diese Kleinunternehmerregelung können Sie nutzen, solange Sie im vorangegangenen Kalenderjahr nicht mehr als 22.000 Euro und im laufenden Kalenderjahr nicht mehr als 50.000 Euro Gesamtumsatz erzielt haben. Diese Regelung lohnt sich somit vor allem in der Anfangszeit oder bei einer nebenberuflichen Selbständigkeit. Übrigens ist sie nicht zu verwechseln mit dem Kleingewerbe.
Erfolgsfaktoren für selbständige Künstler
Neben diesen rechtlichen und steuerlichen Fragen brauchen Sie natürlich noch mehr, um als selbständiger Künstler erfolgreich zu sein. Am besten durchlaufen Sie alle Phasen der Existenzgründung, zum Beispiel die Erstellung eines Businessplans. Das ist für eine erfolgreiche Gründung zwar nicht unbedingt notwendig, erleichtert Ihnen aber den Start und erhöht die Erfolgschancen.
Zudem ist es für jede Form der Selbständigkeit wichtig, neben den künstlerischen und fachlichen Voraussetzungen auch die richtige Persönlichkeit mitzubringen. Denn nicht jeder ist für die Besonderheiten und Herausforderungen einer Selbständigkeit geeignet. Sie erfordert zum Beispiel eine gewisse Risikobereitschaft, damit Sie nicht jeden Tag unter Zukunftssorgen leiden. Weitere Merkmale einer Unternehmerpersönlichkeit werden gerne wie folgt beschrieben:
- Emotionale Intelligenz
- Extraversion
- Multitasking
- Offenheit
- Organisationstalent
- Selbstdisziplin
- Zuverlässigkeit
- v. m.
Falls Sie nicht alle diese Merkmale mitbringen oder sich voll und ganz auf Ihre künstlerische Arbeit konzentrieren möchten, gibt es zwei Alternativen zum Einzelunternehmen: Entweder Sie bleiben in einer Festanstellung und gründen (wenn überhaupt) nur nebenberuflich oder Sie suchen sich mindestens einen Geschäftspartner – wie vorab erwähnt.
Auch die Einstellung von Mitarbeitern kann eine Option sein, sobald Ihre Selbständigkeit erfolgreich genug ist. So müssen Sie nicht mehr alle Aufgaben von der Buchhaltung bis zum Marketing selbst übernehmen. Dennoch sind und bleiben Sie in der Selbständigkeit das wichtigste Aushängeschild für Ihr Unternehmen.
Im Gegensatz zur Gründung in anderen Branchen ist Ihr wirtschaftlicher Erfolg nämlich direkt an Ihre künstlerischen Leistungen gekoppelt und diese können nicht einfach an andere Personen delegiert werden.
Besonderheiten bei der selbständigen Arbeit als Künstler beachten
Sie müssen daher den Willen und das Selbstbewusstsein haben, um sich selbst professionell zu vermarkten, um offen auf potenzielle Kunden zuzugehen und geschäftliche Kontakte zu knüpfen. Das gilt sowohl über moderne Kanäle online als auch für das klassische, nämlich persönliche Netzwerken.
Die Visitenkarte, die Sie als Künstler auch optisch repräsentiert, sollte daher immer griffbereit sein. Denn Sie wissen nie, wo und wann sich solche Kontakte ergeben. Selbständiger Künstler zu sein, ist daher im wahrsten Sinne des Wortes ein „Full-Time-Job“.
Bringen Sie diese Bereitschaft nicht mit, ist die Festanstellung als Künstler oftmals die bessere Option.
Wenn Sie sich nun für die Selbständigkeit als Künstler entschieden haben, sei es haupt- oder nebenberuflich, sollten Sie sich noch individuell beraten lassen. In einigen künstlerischen Berufen gelten nämlich Besonderheiten, beispielsweise bei den Sozialversicherungen oder den Rechten an Ihren Werken. So kann es sein, dass Sie sich in der Künstlersozialkasse anmelden müssen oder Einnahmen von einer Verwertungsgesellschaft erhalten können.
Der Sprung in die Selbständigkeit bedeutet daher zu Beginn erst einmal viel Bürokratie – doch der Aufwand lohnt sich, um Ihren Traum, von der Kunst leben zu können, endlich Realität werden zu lassen.
Inhaber und Geschäftsführer von Kunstplaza. Publizist, Redakteur und passionierter Blogger im Bereich Kunst, Design und Kreativität seit 2011. Erfolgreicher Abschluss in Webdesign im Rahmen eines Hochschulstudiums (2008). Weiterentwicklung von Kreativitätstechniken durch Kurse in Freiem Zeichnen, Ausdrucksmalen und Theatre/Acting. Profunde Kenntnisse des Kunstmarktes durch langjährige journalistische Recherchen und zahlreichen Kooperationen mit Akteuren/Institutionen aus Kunst und Kultur.