Vieles von dem, was heute als Kunst bewundert, ja vergöttert wird, war zur Zeit seiner Erschaffung in einem wesentlich weniger spektakulären Licht zu sehen. Vieles war einfach ein Produkt der täglichen Arbeit, sorgfältig und mit uns heute sehr wertvoll gewordenen Materialien ausgeführt.
Heute kann man diesen Weg der Kunstwerdung noch bzw. wieder spüren, wenn ein Koch oder ein Textildesigner mit einer besonderen Liebe zum Detail aus einem besonderen Material ganz besondere Produkte herstellt, die dann gerne auch als Kunstwerke bezeichnet werden. Viele unserer bis heute bewunderten Kunstwerke entstanden als Prachtbauten berühmter Herrscher, geschaffen zum Zweck der Selbstverherrlichung und/oder aus taktischem Kalkül, um Kontrahenten oder Konkurrenten zu beeindrucken.
In ganz ähnlichem Kontext wurden viele besondere Schmuckstücke, Möbel, Torten und Gemälde gefertigt, alle im Grunde geschaffen von weisungsgebundenen Beauftragten in Verfolgung ähnlicher Ideen, man könnte auch sagen, Werbeartikel.
Um nicht ungerecht zu sein: Es waren häufig die Menschen mit Geld, die die Kunst gefördert haben. Vielleicht bietet sich hier auch der Ansatz für eine der Abgrenzungen, mit der Kunst von Nicht-Kunst unterschieden wird: Werke, die zum Preis eines Herrschers entstehen und auf seine Anleitung hin geformt werden im Gegensatz zu Werken, die nur der Kunst wegen entstehen.
Bei etwas Überlegung wird schnell klar, das eine solche Abgrenzung sehr schwammige Grenzen haben muss: Trotz Auftragsgebundenheit kann Kunst entstehen oder diese gibt erst die Möglichkeit zur Entstehung von Kunst oder der Auftraggeber ist eben der eigentliche Künstler.
Meist wird die Grenze dort gezogen, wo die künstlerische Freiheit beeinflusst wird, aber auch das ist schwierig, dann wäre die annähernd linientreue Kunst, die in einem diktatorischen Umfeld gerade noch entstehen kann, überhaupt keine Kunst mehr.
Wie auch immer, berühmt wird in diesen Fällen auf jeden Fall der Beauftragende, manchmal nur er (wenn z. B. viele Sklaven ein imposantes Bauwerk errichten), manchmal wird auch der Künstler berühmt, wenn es sich um die bedeutende Arbeit eines einzelnen Könners handelt.
L’art pour l’art”
Auf der anderen Seite gibt es seit den Anfängen des 19. Jahrhunderts eine Bewegung, die “L’art pour l’art” fordert, also Kunst, die nur um der Kunst willen geschaffen wird. Bei den nach dieser Kunsttheorie erstellten Kunstwerken soll die Kunst sich selbst genügen, darf sich keinem Zweck dienstbar machen, der außerhalb liegt.
Ob die Erschaffer der in diesem Sinne erschaffenen Kunstwerke berühmt werden, scheint anderen Gesetzmäßigkeiten zu unterliegen als es bei den “Auftragswerken” der Fall ist. Es scheint vor allem darauf anzukommen, ob der Künstler in der Lage ist, seiner Kunst genügend Aufmerksamkeit zu verschaffen.
In unserer Zeit dominieren mehrheitlich zwei Spezies den internationalen Kunstbetrieb:
Die Künstler, die in einem gut gespannten akademischen Netzwerk zu Ehren kommen, das seine Adepten mit gut gepolsterten Schwingen auffängt und alle andersdenkenden und kritischen Geister mundtot machen will, indem es ihnen die Kompetenz abspricht (hier spiegelt sich die Gemeinschaft des internationalen Wissenschaftsbetriebs, in der es die Anhänger der herrschenden Meinung ebenfalls leichter haben). Ein gutes Beispiel, wie leicht ein solcher Aufstieg sein kann, ist die Karriere von John Baldessari.
Dann gibt es die Künstler, die der Auffassung sind, dass man Kunst nicht an der Universität lernen könne. Sie waren bisher auf andere Gruppen der Gesellschaft angewiesen, wenn sie wollten, dass ihre Kunst wirklich berühmt wird. Sie haben es beim Aufstieg meist nicht so leicht, die Beispiele sind zahlreich, ein Vertreter dieses Künstlertypus ist zum Beispiel Jonathan Meese.
Der Künstler, dem es gelingt, von der High Society zum Liebling erkoren zu werden, kann dann vielleicht sehr viel Geld verdienen, hat aber häufig mit dem Nachteil zu kämpfen, dass seine Werke in einem wirklich geschmacklosen Umfeld zu sehen sind oder in sonstiger Weise in den Medien der Lächerlichkeit preisgegeben werden. Außerdem muss oft er mit der Einstellung umgehen lernen, dass er von gebildeten Menschen nicht mehr ernst genommen wird.
Diese Berühmtheit, bewirkt durch einen starken Drang an die Öffentlichkeit, setzt aber voraus, dass der Künstler überhaupt will, dass “sein Werk die Welt erobert”.
Es gibt jedoch viele Künstler, die ihre vordringliche Motivation bei der Schaffung von Kunst weder in der Erlangung großen Ruhms noch in der Erzielung hohen Profits sehen, sondern Kunst wirklich nur um der “Art pour le Art” Willen erschaffen: Weil sie etwas besonders Schönes herstellen möchten oder weil sie die Welt kennenlernen und ihre Erkenntnisse weitergeben möchten oder weil sie ein seltenes Material wirklich beherrschen möchten oder aus irgendeiner anderen Art von innerem Antrieb.
Diesen Künstlern würde es zwar vielleicht gefallen, wenn ihr Werk die Welt eroberte, sie zeigen aber wenig Drang, sich selbst in der dazu meist erforderlichen Art und Weise mit gut hörbarer Intensität in der Öffentlichkeit zu präsentieren.
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Die Reporter:innen Anne Thiele und Johannes Musial begleiten in dieser Reportage Alexander Höller. Der 24-Jährige ist ihnen auf Instagram aufgefallen mit seinem volltätowierten Körper, den knalligen Bildern und jeder Menge Follower. Prominente wie Dieter Bohlen, Arnold Schwarzenegger und Barbara Meier kaufen seine Bilder. Preis: 20.000 Euro und mehr. Aber wie viel Kunst steckt wirklich dahinter oder geht es Künstler:innen wie Alexander nur um Geld und Fame?
Antworten suchen die Reporter auch bei einer Ausstellungseröffnung mit Lars Eidinger. Der Schauspieler zeigt seine Fotokunst. Viele Besucher kommen, weil sie ihm auf Instagram folgen. Dort wie auch sonst steht Eidinger gern im Mittelpunkt. Wird man heute nur so erfolgreich?
Das weiß Galerist Nils Müller, der hinter der Ausstellung steckt. Früher war er Sprayer, mittlerweile ist er Inhaber der renommierten Galerie Ruttkowski;68. Er kennt auch die Schattenseiten des Kunstmarkts: Hype und Kommerz und Spekulanten, die Kunstpreise in extreme Höhen treiben. Sie verdienen Millionen damit.
Öffnet sich der Kunstmarkt für junge Menschen und wer kann sich Kunst überhaupt leisten?
Kunst über das Internet verkaufen
Für diese Künstler gibt es heute eine Chance der Präsentation, wie es sie bisher noch niemals gab: Die Präsentation ihrer Kunst in der Weltgemeinde des Internets. Das Internet bietet die ersten Plattformen, in denen Werke unabhängig von einer Zurschaustellung der Person des Urhebers vorgestellt werden können. Im Netz haben die Liebhaber unbegrenzt Zugang, unabhängig von Ländergrenzen und von Einkommensgrenzen und von einer geschmacklichen Vorauswahl.
Den einstellenden Künstlern steht der Zugang ebenso diskriminierungsfrei offen, und je nach gewählter Plattform auch zu wirklich geringen Kosten (kein Vergleich zu einer Galerie, die bis zur Hälfte der Einnahmen für sich behält).
Künstler können zum ersten Mal ihre Kunst vor einer ideologisch nicht in irgendeiner Weise gebundenen Öffentlichkeit ohne lästigen Werbeaufwand bekannt machen, wenn sie ihre Kunst im Netz anbieten, zum Beispiel in der Online Galerie von Kunstplaza.de.
Passionierte Autorin mit regem Kunstinteresse