Die Entwicklung der künstlichen Intelligenz (KI) ist nicht mehr aufzuhalten. Immer mehr Bereiche des öffentlichen Lebens werden davon durchzogen – ebenso der künstlerische Bereich.
Bereits 2017 prophezeite eine Oxford-Studie, dass in den nächsten 25 Jahren nahezu die Hälfte aller Jobs durch Computer ersetzt werden. Jobs mit Analyse- und Routine-Aufgaben seien davon am stärksten betroffen. Als unersetzbar galten deshalb lange Zeit kreative Berufe. Laut dem Future of Jobs Report 2018 sei die Kreativität einer der wichtigsten Fertigkeiten für Arbeitnehmer und Führungskräfte.
Jack Ma, Gründer von Alibaba, bekräftigte das 2018 in einem Interview und empfahl, dass wir die Fertigkeiten fördern sollen, die nicht durch Maschinen ersetzt werden können:
Ich finde wir sollten unseren Kindern […] Kunst beibringen – um sicher zu gehen, dass sie anders sind.“
Sechs Jahre später ist die Kreativität als eine der letzten menschlichen Königsdisziplin lange nicht mehr so unangefochten, wie Jack Ma damals behauptete. Computer sind heutzutage durchaus „kreativ“.
Das führt sowohl zu neuen Möglichkeiten als auch zu großer Besorgnis mit der Frage, ob Kunst, geschaffen durch den Menschen, bald obsolet sein könnte.
Die Fusion von künstlicher Intelligenz (KI) und Kunst ist zweifelsohne ein faszinierendes und höchst aktuelles Thema, das jedoch mit zahlreichen Herausforderungen und neuartigen Fragestellungen einhergeht.
Die rasanten Fortschritte in der KI-Technologie werfen so wichtige ethische Fragen auf:
- Beeinträchtigt KI die traditionelle Form der Kreativität oder eröffnet sie neue Wege für bisher unentdeckte künstlerische Ausdrucksformen?
- Was bedeutet es eigentlich, „kreativ“ zu sein?
- Können Maschinen tatsächlich als Kunstschaffende betrachtet werden?
- Wie wirkt sich die Automatisierung durch KI auf verschiedene Arbeitsbereiche aus?
- In welcher Weise beeinflusst der Einsatz von KI unsere zwischenmenschlichen Beziehungen und die Gesellschaft allgemein?
- Welche Anpassungen sollten Bildungssysteme vornehmen, um Kinder auf eine Welt vorzubereiten, die zunehmend von KI geprägt ist?
- Welche langfristigen Konsequenzen hat die Entwicklung von KI auf Wirtschaft, Politik und den Alltag?
- Und wie können wir sicherstellen, dass KI als inspirierendes Werkzeug genutzt wird und nicht missbräuchlich zur Manipulation oder Überwachung eingesetzt wird?
Ergründen wir im Folgenden gemeinsam, welche Perspektiven und Argumente hier Erkenntnisse oder sogar erste Antworten liefern können. Betrachten wir zudem stichhaltige Begründungen, wieso menschliche Kreativität der KI wegen ihrer (gegenwärtigen) Grenzen und Schwächen weiterhin überlegen sein wird und wieso KI eher als ein Werkzeug als eine Bedrohung angesehen werden sollte.
Künstliche Intelligenz in der Kunst – Hoffnung und Bedrohung zugleich
Unser menschlicher Wunsch, uns kreativ auszudrücken, ist nahezu grenzenlos und vielschichtig. Wir verspüren eine tiefe Sehnsucht danach, unsere Ideen und Visionen in verschiedenen Formen zum Leben zu erwecken.
Sofern wir aber keine ausgebildeten Künstler, Designer, Architekten oder Musiker sind, setzten uns hier unsere mangelnden Fertigkeiten, häufig enge Grenzen.
Die Künstliche Intelligenz (KI) besitzt heutzutage die einzigartige Fähigkeit, Tätigkeiten zu übernehmen, für die uns die Fertigkeiten fehlen. Durch die Analyse unserer textbasierten Anregungen – sogenannte Prompts – kann sie inspirierende Kunstwerke von beeindruckender Schönheit schaffen. Mithilfe von Algorithmen und Machine Learning ist die KI in der Lage, unsere Ideen mit Leichtigkeit in die Realität umzusetzen.
Sie vermag Gemälde zu kreieren, die die Tiefe unserer Emotionen und inneren Gedanken reflektieren. Zudem entwirft sie Modekollektionen, die unserer individuellen Fantasie und persönlichem Stil Ausdruck verleihen. Musikstücke zu schreiben und Melodien zu komponieren sind ebenfalls Teil ihres vielseitigen Repertoires.
KI-Programme wie Midjourney und DALL-E sind heutzutage in der Lage, innerhalb von Sekunden Bilder zu erstellen, die teilweise beeindruckend sein können. Der Nutzer benötigt nur einen entsprechenden sogenannten Prompt (deutsch: Aufforderung, Vorgabe). Er gibt der KI in wenigen Worten vor, was sie erstellen soll. Auf diese Weise können außerdem Musik, Sounds, Stimmen und Videos erstellt werden.
Durch diese scheinbar unendlichen Möglichkeiten ist die Befürchtung unter Künstlern groß, dass KI sie bald überflüssig machen könnte. Wer würde einen Menschen bezahlen, wenn er dieselbe Arbeit für weniger Geld und in kürzester Zeit von einer KI erledigen lassen kann?
Eine der prominentesten Befürchtungen liegt in der Sorge, dass künstliche Intelligenz die menschliche Kreativität überflüssig machen könnte. Immerhin basiert Kreativität auf menschlicher Erfahrung, Emotionen und Vorstellungskraft – Eigenschaften, die bislang als rein menschlich angesehen wurden. Eine weitere Besorgnis besteht darin, dass durch künstlerische KI die authentische analoge Kunst verdrängt werden könnte.
Doch so fortschrittlich diese Programme auf den ersten Blick erscheinen mögen, sie haben ihre Grenzen und Sicherheitsbedenken, was die Nachfrage nach Künstlern nicht so schnell verschwinden lassen wird.“
Künstliche Intelligenz und ihr kreativer Einsatz in Kunst kein neues Phänomen
Wie bereits eingangs erwähnt, haben wir uns bereits 2017/2018 mit der Sorge auseinandergesetzt, dass KI menschliche Kreativität verdrängen und schlussendlich ersetzten kann.
Künstliche Intelligenz (KI) spielte tatsächlich schon in den Zweitausendzehnerjahren in vielen Bereichen der Kreativwirtschaft eine Rolle. Exemplarisch sollen deshalb einige Beispiele aus den Bereichen Film, Design, Kunst und Musik genannt werden.
Die Vielfalt der folgenden Beispiele für künstliche Kreativität erstreckte sich über verschiedene Bereiche der Medienlandschaft und beruhte auf neuronalen Netzen und Deep Learning. Ein künstliches neuronales Netz (KNN) verbindet Knotenpunkte, die hierarchisch angeordnet sind und Signale von einer Eingabeschicht zur Ausgabeschicht übermitteln.
Beim Deep Learning werden die Gewichtungen in mehreren Durchgängen angepasst, um die Anforderungen des KNN genau zu erfüllen. Künstliche Intelligenz basiert auf KNNs und benötigt eine Vielzahl von Daten während des Trainingsprozesses. Künstliche Kreativität besteht folglich darin, bereits Vorhandenes neu zu interpretieren, anstatt wirklich Neues zu schaffen.
Film
Die künstliche Intelligenz Watson wurde bereits 2016 eingesetzt, um den Trailer für den Science-Fiction-Film „Morgan“ zu erstellen. Hierfür wurden 100 Trailer verschiedener Horrorfilme visuell und auditiv analysiert, in Abschnitte unterteilt und systematisch kategorisiert.
Anhand dieser Analyse wurde eine Vorlage für einen ansprechenden Film-Trailer entwickelt. Basierend auf diesen Erkenntnissen wählte die KI passende Segmente für „Morgan“ aus, die anschließend von einem Filmteam zu einem vollständigen Trailer zusammengestellt wurden.
Kunst
Deep Dream war eine innovative Software für Mustererkennung, die von Google zur Verbesserung der Bildersuche entwickelt wurde. Der Algorithmus wurde erstmals im Jahr 2015 vorgestellt und basiert auf einem hochentwickelten neuronalen Netzwerk. Dieses Netzwerk wurde speziell trainiert, um Gesichter, Hunde und andere Objekte präzise zu identifizieren.
Durch geschickte Anpassung des Codes konnten nicht nur Muster erkannt, sondern auch bestimmte Bildbereiche hervorgehoben werden, was zu faszinierender Computerkunst führte. Mit jedem Iterationsschritt wurde das gewünschte Muster auf künstliche Weise verstärkt, was zu beeindruckenden Ergebnissen führen konnte, die mitunter psychedelisch und teilweise unerwartet waren.
Deep Art war eine innovative Software, die von Leon Gatys an der renommierten Universität Tübingen entwickelt wurde. Durch die Anwendung von fortschrittlicher künstlicher Intelligenz wurde der individuelle Stil eines Kunstwerks präzise analysiert und auf ausführende Weise nachgeahmt.
Die beeindruckenden Ergebnisse waren damals so authentisch, dass selbst bei einem anspruchsvollen visuellen Turing-Test die meisten Nutzer überfordert waren und nur wenige korrekte Antworten geben konnten. Mit Deep Art hatten Benutzer die Möglichkeit, ihre eigenen Bilder hochzuladen und diese in dem Stil eines ausgewählten Kunstwerks umzugestalten. Die hochauflösende Version des transformierten Bildes konnte zudem käuflich erworben werden, um einzigartige Kunstwerke zu schaffen.
Design
Im Bereich des Flugzeugbaus sind neben Ästhetik und Funktionalität auch spezifische Parameter wie Gewicht, Größe und Stabilität im Falle eines Absturzes entscheidend für die Gestaltung des Innenraums. Bei der Entwicklung der Trennwand im neuen Airbus A320 wurde ein generatives Design eingesetzt, das unter Einsatz künstlicher Intelligenz vom Design-Team unterstützt wurde.
Inspiriert wurden sie dabei von der gitterartigen Struktur eines Schleimpilzes sowie einem Säugetierknochen. Es ergaben sich zahlreiche Möglichkeiten, diese Gitterstruktur je nach Anzahl der Verbindungspunkte zu konstruieren. Durch den Einsatz künstlicher Intelligenz wurden Tragfähigkeit und Effizienz dieser Strukturen virtuell berechnet und getestet. Das Design-Team entschied sich für einen Favoriten, der mithilfe von 3D-Druck hergestellt wurde.
Seit 2018 wird diese innovative Trennwand in Flugzeugen der A320-Serie verbaut.
Musik
Mit AIVA, der innovativen Künstlichen Intelligenz von Virtual Artist, konnten Sie bereits 2019/2020 für nur 39€ im Monat grenzenlos Musik komponieren lassen – und das vollautomatisch durch eine KI. Das neuronale Netzwerk wurde mit über 30.000 Partituren verschiedener Stile trainiert und analysierte die charakteristischen Merkmale, wobei auch die emotionale Wirkung jeder Komposition berücksichtigt wurde.
Die Entwickler betonten, dass AIVA nicht entwickelt wurde, um menschliche Komponisten zu ersetzen, sondern vielmehr, um hochwertige Soundtracks effizient und in großen Mengen zu erschaffen. Besonders gefragt ist diese Technologie beispielsweise in der Videospielindustrie, wo umfangreiche musikalische Untermalungen benötigt werden, um bis zu hundert Stunden Gameplay zu begleiten.
Ein faszinierendes Projekt, finanziert von der Telekom, plante die Vollendung von Beethovens zehnter Sinfonie – auch bekannt als „die Unvollendete“ aufgrund der nur existierenden Skizzen. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz sollte diese legendäre Sinfonie im Beethoven-Jahr 2020 vollendet und erstmals aufgeführt werden.
Die Komposition wird aus zwei Sätzen bestehen, und keiner der Beteiligten weiß, was am Ende dabei herauskommen wird“,
so Matthias Röder.
Die Welturaufführung dieser einzigartigen Sinfonie erfolgte Anfang 2022 und konnte Beethovens 250. Geburtstag gebührend feiern.
Neuester Iterationsschritt: Generative KI
Seit etwa 2 Jahren sprechen wir im Zuge der letzten Evolutionsschritte von ChatGPT, Midjourney und Co. anstatt von Neuronalen Netzen und Deep Learning vornehmlich von Generativer KI und Künstlicher Intelligenz.
Generative KI in 2 Minuten erklärt
Bei der generativen KI wird laut Definition des KI-Riesen Google künstliche Intelligenz eingesetzt, um neue Inhalte wie Texte, Bilder, Musik, Audio und Videos zu erschaffen. Diese Generative KI basiert auf umfangreichen Fundamentmodellen, die multitaskingfähig sind und verschiedene vordefinierte Aufgaben wie Zusammenfassungen, Frage-Antwort-Sitzungen, Klassifizierungen und mehr durchführen können.
Darüber hinaus können diese Fundamentmodelle mithilfe eines geringen Trainings an spezifische Anwendungsfälle angepasst werden, selbst bei begrenzter Beispieldatenmenge.
Wie funktioniert generative KI?
Die Verwendung von Generativer Künstlicher Intelligenz beruht auf einem Modell des Maschinellen Lernens, um die Strukturen und Beziehungen innerhalb eines Datensatzes von künstlich geschaffenen Inhalten zu erkennen. Anhand dieser erfassten Muster werden dann neue Inhalte erzeugt.
Die gängigste Methode zur Schulung eines Generativen KI-Modells ist das überwachte Lernen. Das Modell erhält eine Kollektion von künstlich geschaffenen Inhalten sowie zugehörige Kennzeichnungen.
Auf dieser Grundlage lernt es, ähnliche Inhalte zu generieren und mit denselben Kennzeichnungen zu versehen wie die künstlich geschaffenen Inhalte.
Echte Kreativität durch Maschinen?
Eine künstliche Intelligenz ist also schon allein per Definition und innerem Logik-Aufbau noch immer nicht in der Lage, etwas wirklich Neues zu erschaffen, sondern lediglich bereits Existierendes neu zu interpretieren.
Doch wie verhält es sich mit menschlicher Kreativität? Kann der Mensch tatsächlich originelle Werke schaffen? Oder besteht seine Schöpfung ebenso lediglich in der Neuinterpretation bereits vorhandener Kunstwerke?
Die Menschliche Kreativität
Der Begriff der Kreativität als herausragende Eigenschaft einer Person entstand erst im späten 19. Jahrhundert. Im 18. Jahrhundert bezeichnete man es als Entdeckungen, während im Mittelalter von göttlicher Inspiration die Rede war.
Alle diese Bezeichnungen beschreiben „die Fähigkeit, traditionelle Denk- und Handlungsweisen zu überwinden und neue, originelle Ideen, Methoden oder Dinge zu entwickeln.“
Aus psychologischer Perspektive sind fünf Schlüsselelemente erforderlich, um Kreativität zu entfalten: Begabung, Wissen, Motivation, eine spezifische Persönlichkeit und die richtigen Umgebungsbedingungen.
Einige Menschen sind von Natur aus mit kreativen Fähigkeiten gesegnet und verfügen über genügend Fleiß und Wissen, um komplexe Probleme mit kreativem Freiraum zu lösen. In allen diesen Aspekten steht der Mensch auf Augenhöhe mit dem Computer.
Die neurobiologische Definition von Kreativität ist präziser: Kreativität bedeutet die „Neustrukturierung von vorhandenen Informationen“.
Alle Erlebnisse und Erfahrungen werden in den neuronalen Strukturen gespeichert und verknüpft. Diese gespeicherten Informationen werden ständig überprüft und neu kombiniert. Daher ist es ratsam, „sich Zeit zu nehmen und in Ruhe über etwas nachzudenken“. Während kreativer Phasen werden die erworbenen Inhalte neu verknüpft, was zur Bildung neuer neuronaler Netzwerke führt und letztendlich zu „neuen, originellen Ideen, Methoden oder Dingen“ führt, so der Psychiater R. Holm-Hadulla, Wissenschaftler J. Moeser und Autor K. Morr.
Grenzen und Nachteile der generativen KI
Sicherlich kann KI riesige Datensätze in kurzer Zeit analysieren, wozu ein Mensch niemals in der Lage wäre. Aber noch macht sie Fehler, wie überzählige Finger an den Händen oder einen doppelten Mund. Zudem ist das Ergebnis oft vorhersehbar, und es ist sehr viel Präzision bei den Prompts notwendig, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.
Es wird sich sicherlich in naher Zukunft eine neue Tätigkeit als „Prompt-Ersteller“ herausbilden, welche sich darauf spezialisieren, passende Prompts für Auftraggeber zu erstellen.
Menschliche Kreativität und Einzigartigkeit verbleiben trotz Fortschritten in der KI auf Sicht in Kunst und Literatur. Obwohl generative KI einige Aufgaben unterstützen und besser erledigen kann, kann sie die individuelle künstlerische Vision oder Schreibstil eines Menschen, der diese über Jahre oder Jahrzehnte entwickelt und verfeinert hat, nicht reproduzieren.
Die Fähigkeit von Künstlern und Autoren, ihre einzigartige Stimme (basierend auf unzähligen Lernerfahrungen, Denkprozessen, Reflektionen, emotionalen Konflikten und Höhenflügen) einzubringen, bleibt entscheidend für die Schaffung von Werken, die von KI nicht nachgeahmt werden können.
Außerdem fehlt der KI das Bewusstsein für soziale, emotionale oder gesellschaftliche Faktoren – und damit ein ganz zentraler Antrieb beim Erschaffen von Kunst.
Obwohl KI-Algorithmen beeindruckende Werke schaffen können, bleibt die Frage nach der zutiefst menschlichen Erfahrung und dem echten Ausdruck von Emotionen bestehen. Generative AI und ihre Algorithmen sind lediglich Werkzeuge und können die kreative Vision und Ausdruckskraft eines Künstlers nicht vollständig ersetzen. Echte analoge Kunst besitzt eine besondere Qualität, eine „seelische Tiefe“, die schwer zu imitieren ist. Künstliche Kunst bleibt künstlich.
Analoge Kunstwerke bleiben einzigartige Objekte mit physischer Präsenz, die KI nicht vollständig ersetzen kann. Stattdessen können wir KI als neue künstlerische Ausdrucksform nutzen, um unsere eigenen kreativen Grenzen zu erweitern und unseren Horizont zu erneuern. KI unterstützt uns dabei, neue Ideen zu generieren, unkonventionelle Ansätze zu finden und unsere künstlerischen Fähigkeiten zu verbessern.
Hinzu kommt die Frage zum Urheber der Werke. Erschafft ein Künstler ein Bild, ein Lied oder ein Video, ist die Sache recht eindeutig. Doch wem gehört das Bild, wenn die KI es erstellt hat? Den Programmierern der Software oder der Person, die die KI mit dem Prompt gefüttert hat?
Wird künstliche Intelligenz menschliche Künstler ersetzen?
Die vorherigen Abschnitte führen uns alle zu dieser einen Frage, welche den Künstlern unter uns so drängend unter den Nägeln brennt: ist der menschliche Künstler eine aussterbende Gattung?
Es wird deutlich, dass die kreative Schaffensweise eines Menschen gar nicht so verschieden ist von der Funktionsweise von KNNs, Deep Learning, Machine Learning und Generativer KI. Kein kreativer Mensch erfindet etwas völlig Neues aus dem Nichts.
Auch wenn es den Anschein hat, dass Songs wie „Yesterday“ im Schlaf geschrieben wurden oder Persönlichkeiten wie Bill Gates, Steve Jobs oder Elon Musk die Welt über Nacht verändert haben. Letztendlich basieren alle innovativen Ideen und Kunstwerke auf einem langen Prozess der Neuinterpretation und Kombination gespeicherter Erfahrungen und Erlebnisse.
Kreativität ist keine magische Fähigkeit, die nur wenigen Glücklichen vorbehalten ist.“
Es ist daher nicht verwunderlich, dass auch KIs mit technologischem Fortschritt und potenteren Rechnerkapazitäten immer einfallsreicher werden. Statt jedoch aufzugeben und die künstlerische Arbeit vollständig abzugeben, ist es sinnvoller, künstliche Kreativität als Hilfsmittel zu sehen und für eigene Zwecke zu nutzen.
Obwohl eine KI theoretisch Zugriff auf das gesamte Wissen der Welt hat, ist doch gerade die begrenzte individuelle Perspektive auf die Welt, die einen Künstler ausmacht. Die eigene Lebensgeschichte und das manchmal begrenzte Wissen machen Kunst einzigartig und persönlich.
Alles andere könnte in Zukunft von einer KI erledigt werden.
Meine eigene persönliche Sicht auf die Dinge ist, dass die KI ihre Evolution fortsetzen wird und dadurch weitere Grenzverschiebungen in der Kreativwirtschaft und all seinen Beteiligten durchführt. Ein Abgesang auf menschliche Kunst ist aber überzogen. Wie wir gesehen haben, besteht künstliche Intelligenz schon seit vielen Jahren parallel zu menschlicher Kunst und hat nicht zur viel beschworenen Apokalypse unter Kunstschaffenden geführt.
Wir werden meiner Meinung nach aber weiterhin sehen, wie bestehende Geschäfts- und Erwerbsmodelle von Kreativen unter Beschuss stehen und neu gedacht oder zumindest angepasst werden. Das wird zu vielen hybriden Formen von semi-künstlicher Kreativität führen.
Anstatt an der alten Welt festzuhalten, sollten Verantwortliche in Regierung und Institutionen vielmehr für faire Spielregeln und transparente Bedingungen unter allen Beteiligten sorgen (Stichwort: Urheberrechte und gerechte Vergütung für eigene Schöpfungen und deren Nutzung durch große KI-Konzerne wie Open AI, Google, und Co.).
KI und Cybersicherheit
Die KI wirft eine Menge Fragen hinsichtlich der Sicherheit auf, denn sie ist nicht befreit von Manipulation und Voreingenommenheit. Letzteres zeigte die Kontroverse um das KI-Programm Gemini von Google.
Hacker könnten außerdem in die KI eindringen und sie für ihre Zwecke manipulieren oder Daten der Nutzer stehlen.
Verwendest du die KI regelmäßig, können sich unzählige Daten innerhalb deines Kontos ansammeln – ob persönliche Informationen, finanzielle Daten oder der Verlauf mit den Prompts und Ergebnissen innerhalb des KI-Programms. Deshalb solltest du deinen Account unter allen Umständen mit sicheren Zugangsdaten schützen. Verwendest du ein zu schwaches Passwort, ist es für Hacker ein leichtes, in dein Konto zu gelangen
Ein Passwort-Manager NordPass kann dir helfen, starke Passwörter zu erstellen, nicht nur für KI-Programme. Obendrein kannst du in dem virtuellen Tresor deine Logindaten speichern und verwalten und auch von unterwegs auf sie zugreifen.
Und auch sonst ist für Künstler, die KI als Tool in ihrem kreativen Prozess einsetzen, die Einhaltung strenger Sicherheitsmaßnahmen von größter Bedeutung.
Dazu gehören:
- Eine starke Authentifizierungsmethode wie eine Zwei-Faktor-Authentifizierung (2FA);
- Der Einsatz eines VPNs und eines Antivirenprogramms für mehr Cybersicherheit im Allgemeinen;
- Die regelmäßige Aktualisierung der Software, um potenzielle Schwachstellen zu beseitigen
- Vorsicht vor unseriösen Programmen, die die Gefahr von Datenverkauf oder Schadsoftware bergen;
- Künstler sollten bei der Weitergabe sensibler Informationen oder der Zusammenarbeit mit KI-Plattformen vorsichtig sein und sicherstellen, dass sie sich an strenge Datenschutzrichtlinien und -bestimmungen
Quellen:
- Kausch, B.A. auf einfallsReich: KI – KÜNSTLICHE INTELLIGENZ UND DIE KUNST, https://einfallsreichblog.de/2023/08/ki-kuenstliche-intelligenz-und-die-kunst/
- Kilper, B.: Whitepaper zum Thema Künstliche Kreativität: Kann künstliche Intelligenz einen Künstler ersetzen?; Hochschule der Medien in Stuttgart; vorgelegt bei Prof. Dr. Andreas Koch (2020)
- IVA. Pricing. Von AIVA: https://www.aiva.ai
- Biesler, J. auf Deutschlandfunk: Klassik und Informatik: KI soll Beethoven-Sinfonie schreiben, https://www.deutschlandfunk.de/klassik-undinformatik-ki-soll-beethoven-sinfonieschreiben.691.de.html?dram:article_id=465428
- Binsch, J. in Süddeutsche Zeitung: Künstliche Intelligenz: Dieser Computer mal fast so schön wie ein Mensch, https://www.sueddeutsche.de/digital/kuenstliche-intelligenz-dieser-computermalt-fast-so-schoen-wie-ein-mensch-1.2856388 abgerufen am 07.01.20
- Catsoulis, J. in New York Times: Review: In ‘Morgan,’ a Snow White With Lips Stained Red, https://www.nytimes.com/2016/09/02/movies/morgan-review.html abgerufen am 07.01.20
- Coach, C. K. in Creative Kid College Coach: Jack Ma on Education in the Age of Artificial Intelligence, https://creativekcc.com/blog/2018/1/30/jack-ma-on-education-in-the-age-ofartificial-intelligence abgerufen am 08.01.20
- Süddeutsche Zeitung: Kunst von Computern: Wenn Google in die Wolken starrt, https://www.sueddeutsche.de/kultur/kunstvon-computern-wenn-google-in-die-wolken-starrt-1.2559161
- Google Cloud: Anwendungsfälle für generative KI, https://cloud.google.com/use-cases/generative-ai?hl=de
- Holm-Hadulla, R.: Was bedeutet Kreativität? Grundlagen und ihre praktische Kosequenz; Televizion, S. 4-8.
- Moeser, J. in Jaai: KI Basics: Künstliche Neuronale Netze – Aufbau und Funktionsweise, https://jaai.de/kuenstliche-neuronale-netze-aufbaufunktion-291/
- Mordvintsev, A. im Google Research Blog: DeepDream – a code example for visualizing Neural Networks, https://web.archive.org/web/20150708233542/https://googleresearch.blogspot.c o.uk/2015/07/deepdream-code-example-for-visualizing.html
- Morr, K. auf 99designs: Was ist Kreativität? Der ultimative Guide, um die wichtigste Fähigkeit unserer heutigen Zeit zu verstehen, https://99designs.de/blog/kreatives-denken/was-ist-kreativitaet/
- Pluta, W. auf Golem: Das Flugzeug aus dem 3D-Drucker, https://www.golem.de/news/airbus-das-flugzeug-aus-dem-3d-drucker-1610123924-3.html
Inhaber und Geschäftsführer von Kunstplaza. Publizist, Redakteur und passionierter Blogger im Bereich Kunst, Design und Kreativität seit 2011. Erfolgreicher Abschluss in Webdesign im Rahmen eines Hochschulstudiums (2008). Weiterentwicklung von Kreativitätstechniken durch Kurse in Freiem Zeichnen, Ausdrucksmalen und Theatre/Acting. Profunde Kenntnisse des Kunstmarktes durch langjährige journalistische Recherchen und zahlreichen Kooperationen mit Akteuren/Institutionen aus Kunst und Kultur.